Rückblick 25-jähriges Theaterjubiläum «Der eingebildete Kranke»

Unter der Regie von Ursina Hartmann inszenierte die Theatergruppe auch in ihrem Jubiläumsjahr ein grossartiges Stück. In Molières letzter Komödie geht es um den vermeintlich kranken Herrn Argan. Molière nimmt dabei die Medizin seiner Zeit gehörig auf den Arm und bringt die Zuschauerinnen und Zuschauer immer wieder zum Lachen.

Die Komödie ist in drei Akte unterteilt und erzählt die Geschichte der Familie Argan. Herr Argan bildet sich ein, krank zu sein und lässt sich, in seiner Angst vor der Krankheit von Ärzten und Apothekern ausnehmen. Seine zweite Frau Béline plant Argans Tochter Angélique ins Kloster zu schicken, um alleinige Erbin des Vermögens zu werden. Doch Angélique hat sich verliebt. Als Argan sie mit dem Sohn des Doktor Diafoirus verheiraten will, da er in seiner Familie von Ärzten, Apothekern und Doktoren umringt sein möchte, müssen sich Angélique und ihr Verehrer Cléante etwas einfallen lassen. Mit Hilfe des Hausmädchen Toinette schicken sich die beiden gegenseitig Briefe zu. Als Béline Angélique, ihre kleine Schwester Luise und Cléante im Kinderzimmer sieht, verrät sie dies Argan. Dieser schickt Béline in die Stadt, um das Testament zu ändern und zitiert die kleine Luise zu sich. Luise muss schliesslich beichten, dass Cléante Angéliques Verehrer ist, woraufhin Argan Angélique ins Kloster stecken will. Dies versuchen Argans Bruder Béralde und Toinette zu verhindern. Wie Béline auffliegt, warum Thomas Diafoirus doch kein so ein guter Heiratskandidat ist und wie Toinette selbst zum Arzt wird, das haben die Schauspielerinnen und Schauspieler in einer gewitzten und meisterhaften Art aufgeführt.

Mattia Ingellis erweckte Argan mit unglaublichem Können zum Leben. Ob im Liegen von seiner Chaiselonge aus, auf dem hastigen Gang zur Toilette oder seinen Stock schwingend jemandem drohend – Mattia gelang es durchgehend die Zuschauerinnen und Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Seine Frau Béline stellte elegant und mit der richtigen Priese von heimlich ungeduldigen Blicken Larina Clavadetscher dar. Die kitschige Liebesgeschichte zwischen Angélique, gespielt von Fiona Gjidoda, und Cléante, dargestellt von Matteo Biancu, wurde mit vielen sehnsüchtigen Blicken und einer Gesangseinlage inszeniert. Während Matteo auf der Bühne eine Rappeinlage zum Besten gab, sang Fiona alias Angélique unterstützt von der kleinen Schwester Luise, Frida Ensmann, im Sopran davon, wem ihr Herz gehöre. Frida überzeugte das Publikum von ihren Fähigkeiten in ihrer Rolle als Luise indem sie umhersprang, Angst vor dem Vater zeigte und trotz allem immer versuchte, ihrer grossen Schwester zu helfen.

Rose Ebinger als Argans Bruder Béralde setzte alles daran, um Argan von seinen eingebildeten Krankheiten abzubringen. Rose bewegte sich ganz selbstverständlich auf der Bühne, nahm diese voll und ganz ein. Durch das gesamte Stück führte das Hausmädchen Toinette, dargestellt von der einmaligen Valentina Lötscher. Ob in der Kissenschlacht mit Angélique, im spöttischen Tonfall mit Argan oder Béline oder als mit österreichischem Dialekt sprechender Arzt, Valentina beherrschte alle Facetten ihres Charakters mit Bravour. Die Familie Diafoirus wurde von Sophie Huyssen als Dr. Diafoirus und Elia Ingellis als Thomas Diafoirus dargestellt. Sophie sprach lautstark und überzeugend, während Elia den studierten und etwas leiseren Thomas unbeschreiblich gut zum Leben erweckte. Milea Tscholl spielte sogar zwei Rollen. Einmal den Notar und einmal den Apotheker Fleurant. Beide Rollen meistert sie toll und verlieh beiden Figuren eine jeweils völlig eigene Persönlichkeit. Dr. Purgon, Argans Arzt, verkörperte Ramona Martinez. In einem energievollen Auftritt stauchte sie Argan zusammen, erklärte, aus welchen Schwierigkeiten sie ihn gerettet habe, und stand schlussendlich auf der Chaiselonge und schrie auf den Hausherrn ein, dessen Einwände sie geflissentlich überhörte.Doch nicht nur die Schauspielerinnen und Schauspieler überzeugten mit ihrem Können, auch die Kostüme waren fabelhaft gestaltet. Die weiss gepuderten Gesichter, lockigen Perücken und weissen Rüschenkrawatten verliehen dem Ensemble eine zeitgenössische Authentizität. Besonders ins Auge fiel Bélines Kleid, welches in seinem Rotton sofort zeigte, was für eine Frau sie wirklich war. Ursina Hartmann hat ganze Arbeit geleistet. Zusammen mit Lotte Ehninger als Regieassistentin schaffte sie es, mit wenigen Requisiten und Bühnenbildern eine klare Atmosphäre zu schaffen. Auf der Bühne besonders aufgefallen sind die Porträts des Hausherrn Argan und dessen ersten Frau, gemalt von Fiona Gjidoda.

Alle Beteiligten können stolz auf ihre Leistung sein. Trotz der Herausforderungen des normalen Alltags haben sie drei wunderbare Aufführungen dargeboten. Leider muss sich das Theaterensemble von Mattia Ingellis, Matteo Biancu und Fiona Gjidoda verabschieden. Sie werden im Frühling die Matura abschliessen. Hoffentlich werden sie auf ihrem weiteren Weg noch andere Theatergruppen bereichern.

Das Theaterensemble der EMS Schiers steht alle Schüler:innen der EMS Schiers offen. Interessierte sind herzlich eingeladen, bei einer Theaterprobe vorbeizuschauen.

 

Schauspieler:innen: Matteo Biancu, Larina Clavadetscher, Rosa Ebinger, Frida Ensmann, Fiona Gjidoda, Sophie Huyssen, Elia Ingellis, Mattia Ingellis, Valentina Lötscher, Ramona Martinez, Milea Tscholl
Regie / Ausstattung: Ursina Hartmann
Regieassistenz: Lotte Adwen Ehninger
Licht / Ton: Reto Müller 
Bühnentechnik:
Joel Ritter, Michael Künzler
Kostüme:
Theaterfundus Grüsch / Global Players 
Grafik: Daniel Rohner 
Chaiselonge: Reto Pingeon; Raum Rätia, Landquart
Transport: Gian Rupf 

 

Text: Selina Herzog, 6. FMS

Fotos: Van Schaer, Lehrer Bildnerisches Gestalten

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