Theaterkritik – «Hamlet Projekt»

Tragödie, Intrigen und Rache. Doch wie weit würde der um seinen kürzlich verstorbenen Vater trauernde, dänische Prinz Hamlet wirklich gehen, um exakt jene Rache zu kriegen? Am 13., 14. und 15. September wurde an der EMS Schiers das Theaterstück Hamlet unter der Regie von Ursina Hartmann inszeniert.

Als Hamlet nach dem Tod seines Vaters wieder zurück nach Hause kehrt, erfährt er, dass sein Onkel Claudius seine Mutter geheiratet und den Thron bestiegen hat. Daraufhin folgen Wut und Trauer, doch dies ist nicht alles, was auf der Bühne in der Luft schwebt. Zwischen dickem Nebel erscheint der Geist des verstorbenen Königs, Hamlets Vater. Was aber möchte er? Weshalb erscheint er plötzlich immer und immer wieder? Der junge Hamlet beschliesst, dem Tod seines Vaters selbst nachzugehen. Er möchte durch Inszenierung verschiedener Rollen und Verhaltensweisen herausfinden, was wirklich passiert ist. Auf seinem Weg zur Wahrheit, begleitet von Selbstzweifel, verwirrter Liebe und Sarkasmus, werden Mysterien gelüftet, Pläne geschmiedet und Rache genommen.

Lotte Ehninger mit ihrer Doppelrolle als König Claudius sowie dem Geist des verstorbenen Königs meisterte beide Rollen mit Überzeugung. Sei es als stiller und relativ emotionsloser Geist oder als König Claudius, welcher im Vergleich voller Emotionen und Leben war. Sie erweckte die Charaktere zum Leben und spielte beide so unterschiedlich und glaubwürdig, es hätte eine andere Person sein können. Königin Gertrude verkörperte Selina Herzog mit zarten Emotionen und kleinen Gesten glänzend – wie sie beispielsweise mit ihrem Fächer wedelte oder mit der Hand auf dem Herz und beunruhigtem Gesichtsausdruck erschütternden Nachrichten lauschte. Gefühle wurden auch bei der jungen Ophelia, gespielt von Valentina Lötscher, nicht hinterfragt. Anfangs so rein und scheu, verliebt und unwissend und zu Ende zutiefst erschüttert durch den Tod ihres Vaters. Mit klarer Stimme sang sie vor dem ganzen Publikum und brillierte damit. Rosa Ebinger als ihr Vater Polonius wirkte weise und selbstsicher, mutig, aber nicht dumm. Ob durch den Gehstock, den runden Rücken oder seine gelehrte Art des Redens, sie mimte den älteren Herrn mit Bravour. Polonius’ Sohn Laertes hatte Witz und wurde zu Beginn durch Gelächter und Witzeleien von Emilia Hollmann inszeniert. Später lernten wir ihn, genau wie seine Schwester, von einer ganz anderen Seite kennen: wutentbrannt und völlig ausser sich. Ob in einem Fechtkampf, einer Hänselei mit seiner Schwester Ophelia oder ernsten Konversationen mit dem König, Emilia Hollmann meisterte jede Seite ihres Charakters beeindruckend. Der Hauptprotagonist dieses Theaterstücks ging ebenfalls durch viele Emotionen und Gefühle. Hamlet, melancholisch, getrieben von Rache und verwirrt durch Liebe, wurde von Jamin Voellmy gespielt. Wir lernten die verschiedenen Facetten des dänischen Prinzen kennen – ob gut oder schlecht. Eins ist sicher, Jamin Voellmy traf seine Rolle, wie die anderen Darsteller:innen auch, mit dem Nagel auf den Kopf.

Licht und Musik fügten sich dem Stück wunderbar und auch das Bühnenbild war passend. Schlicht, immer genügend Requisiten und Konstellationen auf der Bühne, um es nicht langweilig aussehen zu lassen. Jedoch nie zu viele, sodass sie ablenken würden. Auch Maske und Kostüme wurden dem Stück gerecht und bereicherten die Szenen.

Ein Theater in altem Deutsch einzuüben und vorzuführen ist nicht leicht. Dessen ungeachtet, haben Ursina Hartmann und ihre Theatergruppe dies mit Bravour gemeistert und drei grossartige Vorführungen dargelegt, welche jedes Mal mit tosendem Applaus anerkannt wurden.

Alle beteiligten Schauspielerinnen und Schauspieler, egal ob sie eine kleine oder grosse Rolle spielten, können stolz auf sich sein. Man spürte die Dedikation von jedem einzelnen förmlich. Trotz regulärer Aufgaben und dem üblichen Schulstress wendeten sie Zeit und Mühe für ihre Leidenschaft auf. Eine besondere Gratulation geht an Emilia Hollmann. Sie wirkte dieses Jahr zum fünften Mal im Theaterstück der EMS Schiers mit. Leider müssen wir uns neben Emilia Hollmann ab nächstem Jahr auch von Enya Coray, welche den gewitzten Horatio mimte, Alina Wachter, welche dieses Jahr sogar drei Rollen glorreich gemeisterte, Lotte Ehninger und Jamin Voellmy verabschieden. Sie alle werden nächstes Jahr die Matura abschliessen. Auch ein grosses Kompliment an Ursina Hartmann. Sie stellte von neuem mit Erfahrung, Herzblut und Engagement eine wunderbare Vorführung auf die Beine.

 

Text: Elín Limacher, EMS Schiers

Fotos: Van Schaer, EMS Schiers

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