Die bewegende Geschichte des Erfolgsmusicals «Billy Elliot» basiert auf dem englischen, oscarprämierten Film «Billy Elliot – I will Dance». Der kleine Billy Elliot bahnt sich in einer nordenglischen Stadt, zur Zeit des Minenarbeiterstreiks, trotz aller Widerstände einen Weg vom Boxring an die Ballettstange.
Am Londoner West End lief das Musical elf Jahre lang, in New York am Broadway spielte es Abend für Abend vor ausverkauften Rängen. In Zürich starteten die Vorstellungen des Musicals anfangs November und werden bis Juni andauern. Mitten im Geschehen: Die EMS-Schülerin Milea Tscholl. Sie schlüpft in die Rolle einer Ballettschülerin und erzählte uns, wie sie Schule, Musical und Freizeit unter einen Hut bekommt.
Eine ehemalige Tanzlehrerin von Milea machte sie auf die Audition des Musicals aufmerksam. Die Tanzlehrerin wusste, dass dies ihre Passion ist. Milea meldete sich sofort an. Mit ein wenig Vorbereitung und viel Vorfreude ging Milea an die Audition und wurde prompt angenommen.
Milea interessierte sich schon immer für Musicals, besuchte zahlreiche Musicalvorstellungen und nahm jeden Sommer an Musicalkursen teil. Sie liebt alle drei Grundpfeiler des Genres: Schauspiel, Gesang und Tanz. So bringt sie viel Erfahrung mit, denn von klein auf stand Milea auf der Bühne. Sei es mit dem Chor, der rhythmischen Sportgymnastik oder dem Tanzen (Hip-Hop, Ballett, Modern und Jazz). Der Schritt ins Musicalensemble gestaltete sich dadurch ganz natürlich. Neu war für sie lediglich, dass ihre Leidenschaft nun zu einem Nebenjob wurde – der sich für sie dennoch wie ein Hobby anfühlt.
Im Sommer fand ein zweiwöchiges Camp statt, in dem alle Tänzer:innen des Kinder-Ensembles die Choreografien einstudierten. Man lernte sich kennen, hatte Spass und absolvierte harte Trainings. In einem zweiten Trainingscamp im Herbst erhielt das Musical den letzten Feinschliff. Hier waren auch alle erwachsenen Schauspieler anwesend, und das Ensemble probte das gesamte Musical.
Im November starteten die Aufführungen. Für Milea bedeutet der Auftritt im Rampenlicht jedes Mal ein grosses Ereignis – entsprechend gross ist ihr Lampenfieber. Besonders nervös betrat sie die Bühne bei den ersten paar Auftritten. So viele Zuschauer:innen – das war ein unglaubliches Gefühl. Fast tausend Menschen kamen, um die Musicalproduktion zu sehen. Mit weiteren Auftritten gewann Milea an Sicherheit.
Trotz aller Routine kribbelt es Milea vor jeder Show noch immer vor Aufregung. Denn keine Szene gleicht der anderen, und da vieles beim Musical improvisiert wird, verläuft jede Vorstellung ein wenig anders. Vor den Auftritten erhalten die Schauspieler:innen hinter der Bühne ein Feedback zur letzten Darbietung. Dadurch verbessert sich die ganze Musical-Familie kontinuierlich. Denn das sind die Musicaldarsteller alle: Eine grosse Familie. Von jung bis alt verstehen sie sich alle hervorragend, was die Atmosphäre hinter der Bühne sehr liebevoll und positiv gestaltet.
Da Milea das ganze Projekt während der Schulzeit durchzieht, braucht sie viel Unterstützung. Diese bekommt sie vor allem von ihrer Familie. Ihre Mutter hilft ihr zum Beispiel, alle Termine zu koordinieren und stellt ihr jeweils eine Lunchbox zusammen, da Milea selbst wenig Zeit hat. Zum Glück sind Mileas Freunde sehr spontan, so kann sie auch ihre sozialen Kontakte aufrechterhalten.
Während der Zugfahrten von und nach Zürich arbeitet Milea jeweils viel für die Schule. Denn manchmal fehlt sie im Unterricht, weil sie jeden Tag trainiert oder auftritt. Ohne die EMS Schiers wäre es Milea nicht möglich, Schule und Musical gleichzeitig zu meistern. Daher sie ist sehr dankbar, dass die Schule ihr Engagement unterstützt und ihr diese unglaubliche Möglichkeit eröffnet, beim Musical mitzuwirken.
Wie es für Milea nach «Billy Elliot» weitergeht, steht noch in den Sternen. Zunächst absolviert sie einen Sprachaufenthalt in Spanien, wo sie natürlich weiterhin tanzen wird. Nach der Matura möchte sie Schauspiel studieren, denn ihr grösster Traum ist es, eines Tages Schauspielerin zu werden.
Interview: Benjamin Kiraly
Text: Selina Herzog
Fotos: von Milea Tscholl zur Verfügung gestellt